Herr Gröpper, was macht Sie zum Industriebau-Spezialisten?
Ich plane und baue seit 30 Jahren Industrieanlagen. Besonders begeistere ich mich für die Technik. Als Junge habe ich Musikanlagen gebastelt, heute plane ich Fabriken. Ich verstehe, was unsere Industriekunden brauchen. Das setze ich mit unserem Team um – effizient und zielgerichtet. Ich durchdringe ein Projekt dreidimensional und habe die spätere Umsetzung immer im Blick. Das dient der Wirtschaftlichkeit des Projekts und damit dem Bauherrn.
Welche Industriebauten realisieren Sie hauptsächlich?
Produktionshallen, Lagerflächen, Hochregallager. Schwerpunkte sind Gebäude für die Lebensmittelindustrie, Logistik-Unternehmen oder Hallen mit Gebäudeautomation. Zum Beispiel für die Firma H. & J. Brüggen KG. Dort sind die Anforderungen an die Planungen komplex und die Maschinen müssen in Abstimmung mit den Fachplanern in die Produktionsgebäude integriert werden. Das sind anspruchsvolle Vorhaben, wie sie mir gefallen.
Läuft immer alles reibungslos?
Jedes Projekt im Industriebau hat seine eigenen Herausforderungen. Da muss man einen kühlen Kopf bewahren. Ich kann Ordnung herstellen, auch wenn die Zeit drängt. Gut erinnern kann ich mich noch an das Forstprodukte-Terminal im Lübecker Hafen. Verpackungen, Papierrollen, Zellulose rollen auf Transportlafetten in mehrere Hallen. Das Terminal haben wir 2021 in Rekordzeit realisiert. Während der Planungszeit haben wir eher zufällig Kenntnis von der Vollsperrung der Zufahrtsrampe von der B75 zum Skandinavienkai erfahren. Die Dachbinder mit einer Länge von über 50 Metern konnten nur über diese Strecke angeliefert werden. Die Umgehungsstrecken waren nicht geeignet für diesen Transport. Wir haben den gesamten Transport neu organisiert und auf der Baustelle Termine umgestellt und verdichtet, sodass die Transporte vor Sperrung der Straße durchgeführt werden konnten. Durch diese Maßnahme konnte der sehr kurze Ausführungszeitraum zum Fertigstellungstermin eingehalten werden.
Was ist Ihre Philosophie beim Industriebau?
Gebäude müssen funktionieren! Dafür trete ich als Architekt an. Vor einem Entwurf will ich erstmal wissen, wie der Betrieb läuft. Dann plane ich das passende Gebäude dafür. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind selbstverständlich. Aber am Ende muss das Gebäude vor allem praktisch sein und die Arbeitsabläufe beim Kunden optimieren. Auch die Gestaltung der Baukörper steht bei uns im Fokus. Als Beispiel nenne ich das Riegelgebäude der Firma H. & J. Brüggen KG, das wie ein Schiff am Lübecker Hafen liegt.
Wie gehen Sie an neue Projekte heran?
Erst analysieren. Große Probleme in kleine zerlegen. Dann hole ich alle Beteiligten an einen Tisch — Bauherr, Fachplaner, Behörden. Ich denke voraus. Lieber früh ein Problem lösen als später nachbessern. Wir haben bereits in den 1990ern den Nutzen von CAD bei der Planung erkannt und uns immer weiter auf die Arbeit mit computergestützten Designs spezialisiert. Vor allem 3D-Modelle sind ein wichtiges Werkzeug. Sie machen Schwachstellen früh sichtbar. Man sieht schnell, wo es in der Umsetzung klemmen könnte.
Was sind die größten Herausforderungen im Industriebau?
Die Technik ins Gebäude kriegen. Da muss man sich mit den Ingenieuren verstehen. Dann die zahlreichen Vorschriften — Hygiene, Brandschutz, Umwelt. Und immer der Zeitdruck. Aber genau das macht die Arbeit interessant. Manchmal sind es grundlegendere Dinge, die mit dem Baugelände an sich zu tun haben. Ich erinnere mich an ein Projekt für eine Spedition. Die vorherige Planung war unzureichend. Ich habe die Schwachstellen sofort erkannt und das Konzept an einem Nachmittag überarbeitet. LKW-Wege entzerrt, Höhenlagen angepasst. Der Kunde war sehr zufrieden.
Wie sehen Sie die Zukunft des Industriebaus?
Digital, automatisiert. Gebäude werden unabhängiger vom Menschen, integrale Bestandteile der Produktion. Industrie 4.0, Internet der Dinge — das kommt alles. Nachhaltigkeit wird wichtiger. Wir planen jetzt schon oft energieautark. Es ist herausfordernd, all diese Aspekte zu vereinen, aber für uns fester Bestandteil der Planung.
Was raten Sie jungen Architekten im Industriebau?
Mein Rat ist: Schnell in die Praxis! Am besten direkt bei einer studienbegleitenden Tätigkeit in unserem Büro. Wir vermitteln eine strukturierte Arbeitsweise. Dabei entwickeln junge Talente ein tiefes Verständnis für technische Prozesse und erste Fähigkeiten, planerische und betriebswirtschaftliche Aspekte zu verknüpfen. Das ist entscheidend für den Erfolg im Industriebau!
Wichtig für alle angehende Architekten: Lernt die Sprache der Ingenieure! Stellt Fragen, lernt dazu, besonders: aus der Perspektive des Kunden zu denken. Fragt immer: Was bringt die Interessen des Bauherrn in diesem Projekt voran? Wer das beherrscht, hat das Zeug zum Architekten für Industriebau.